Lob und Kritik für den Nachhaltigkeitscheck

20. April 2020

Seit 2017 verlangen die Richtlinien von Bio Suisse, dass Lizenznehmer ihre Leistungen im Bereich Nachhaltigkeit kontinuierlich verbessern, regelmässig überprüfen und entsprechend dokumentieren. Wer hierzu keinen Bericht einreichen kann, hat alternativ die Möglichkeit, online den Nachhaltigkeitscheck von Bio Suisse auszufüllen. Doch wie gut kommt der an?

Um herauszufinden, wie adäquat das neue Instrument ist und ob es den Bedürfnissen der Betroffenen entspricht, hat Bio Suisse Ende Februar 2020 eine Umfrage bei allen bisherigen Nutzerinnen und Nutzern gestartet. Von den rund 600 kontaktierten Lizenznehmern haben sich bis Ende März 151 für die Beantwortung der zehn Fragen Zeit genommen. Dafür ein grosses Dankeschön seitens Bio Suisse. Was gelobt und was kritisiert wurde, zeigt die nachfolgende Auswahl einiger Resultate der Umfrage.
Die Rückmeldungen zum Nachhaltigkeitscheck sind nahezu zweigeteilt. Während mehr als die Hälfte, nämlich 57 Prozent der Umfrageteilnehmerinnen und -teilnehmer, den Check nützlich bis sehr nützlich findet und ihn als Anregung für die nachhaltige Entwicklung des eigenen Betriebs betrachtet, beurteilen ihn 43 Prozent als kaum nützlich. Insbesondere kleine Unternehmen empfinden den Online-Check als zu umfangreich und nicht passend für ihre Art von Betrieb. In den Bemerkungen schreiben einige von «unnötiger Bürokratie», «Papiertiger» oder bitten gar darum, den Check «ersatzlos zu streichen».

 


Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der Ausfülldauer, die mit durchschnittlich 73 Minuten im Rahmen dessen liegt, was die Verantwortlichen von Bio Suisse erwartet haben. Etwa die Hälfte der Befragten empfindet die Zeit, die sie für den Nachhaltigkeitscheck aufbringen musste, als gerade richtig, die andere Hälfte als zu lang. Die kürzeste angegebene Dauer zum erstmaligen Ausfüllen des Online-Formulars beträgt 20 Minuten, die längste vier Stunden. Es ist davon auszugehen, dass gerade jene, die nicht alle im Nachhaltigkeitscheck aufgeführten Punkte als nützlich oder verständlich erachten, auch die Ausfülldauer als zu lang empfinden.
Eine Mehrheit, nämlich 80 der Befragten (53 Prozent), beurteilt den Inhalt des Checks als gut oder sehr gut. 33 (21,9 Prozent) finden ihn mässig und nur 4 (2,6 Prozent) ungenügend. Weitere 34 (22,5 Prozent) erachten viele der Themen als nicht relevant für ihren Betrieb. So wird von mehreren unter anderem bemerkt, dass der Check «auf Grosskonzerne ausgerichtet» sei und dass es für kleine Unternehmen einen «ultra-reduzierten Check» bräuchte.

 


Erfreulicherweise geben 90 Lizenznehmer (61 Prozent; nur 147 haben darauf geantwortet) an, dass sie in den letzten zwei Jahren Massnahmen für mehr Nachhaltigkeit ergriffen haben. So bemerkt einer der Befragten: «Wir haben grundsätzlich Interesse, unseren Betrieb nachhaltiger zu machen und sind auch laufend dabei.» Wie sich gezeigt hat, würden dies viele auch ohne Bio-Suisse-Richtlinie tun. Jedoch helfe der Check bei der Umsetzung, wie eine andere Stimme bemerkt.

57 Lizenznehmer (39 Prozent) geben an, dass sie keine Massnahmen ergriffen haben. Andere wiederum nennen konkrete Verbesserungsvorschläge. Zum Beispiel, so eine Forderung, müssten im Nachhaltigkeitscheck die «Kreislaufwirtschaft und der Einsatz von möglichst naturnahen Hilfsstoffen und Energieträgern noch mehr gewichtet werden».


Einige Lizenznehmer haben im Rahmen der Umfrage Interesse an einer Beratung und an mehr Unterstützung für die nachhaltige Entwicklung ihres Betriebs bekundet. Bio Suisse wird Unternehmen, die sich diesbezüglich gemeldet haben, in den kommenden Wochen kontaktieren. Auch sollen die Rückmeldungen – ob lobend oder kritisch – in die Überarbeitung der Richtlinie sowie des Nachhaltigkeitschecks einfliessen. Dabei will Bio Suisse insbesondere auf die Bedürfnisse der kleinen Unternehmen eingehen. Zur Diskussion steht zum Beispiel eine abgespeckte Version des Online-Formulars für kleine Unternehmen.

Aktuelle Informationen und weiterführende Links zum Thema nachhaltige Entwicklung gibt es auf der Bio-Suisse-Website «Nachhaltigkeitsentwicklung in Verarbeitung und Handel», inklusive aktualisiertem Infoblatt zum Vorgehen.

 

Text und Infografiken: Karin Nowack, Projektleiterin Nachhaltigkeit, Bio Suisse

 

Teilen